Seit 2005 sind wir für die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sind wir Gebietsbeauftragte des Programms Sozialer Zusammenhalt (ehemals Soziale Stadt) im Berliner Quartiersmanagementgebiet östlich der Brunnenstraße. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und dem Bezirksamt Mitte gestalten und begleiten wir die Entwicklung des Quartiers.
Gründe für die Ausweisung als Quartiersmanagement-Gebiet waren u.a die große Zahl von Transferleistungsempfänger*innen und die damit einhergehende Kinderarmut. Das an Alt-Mitte und Prenzlauer Berg grenzende größtenteils verkehrsberuhigte Wohngebiet wird bestimmt durch sozialen Wohnungsbau der 60er bis 80er Jahre, der sich zu etwa 80% im Eigentum der landeseigenen Gesellschaft degewo befindet. Das Wohngebiet ist umgeben von großzügigen Grün- und Freiflächen (Mauerpark, Humboldthain). Gewerbe und Cafés befinden sich lediglich am Rand des Gebietes entlang der Brunnenstraße.
Handlungsbedarf und Entwicklungsziele
Als das Team der L.I.S.T. das Gebiet im Jahr 2005 übernahm, standen über 10% der Wohnungen leer, die Fluktuation war hoch, der Ruf schlecht. „Verheißungsvoll ist im Brunnenviertel nichts mehr. Leere, verwahrloste Geschäfte neben Billigramsch und Secondhand. Dazwischen viel Nichts, Armut und Depression.“ (Zeit online vom 28.4.2008)
Arbeitslosigkeit und schlechte Ausbildungschancen für Jugendlichen waren und sind zentrale Probleme für die Bewohner*innen. Die Flächensanierung der 60er bis 80er ging zu Lasten der Urbanität, das soziale Leben spielte sich aufgrund fehlender Begegnungsorte und Freizeitmöglichkeiten weitestgehend außerhalb des Gebietes ab.
Das QM-Team konzentrierte sich daher zunächst auf die Förderung einer lebendigen Nachbarschaft für alle Generationen, Teilhabe und die Vernetzung und Unterstützung der Bildungseinrichtungen. Dabei stand die Förderung der Selbstorganisation bei allen Projekten im Vordergrund.
Meilensteine und Leuchttürme
- „Wir im Brunnenviertel“ (WIB)- Stadtteilladen und Mikroprojekte für Jugendliche und Erwachsene
- Netzwerk bv kompakt - Stabilisierung und Weiterentwicklung der in den letzten Jahren entstandenen nachbarschaftlichen Strukturen
- Bewohnergetragene Kiezzeitung „Brunnen“
- „Machbar“ und „JobKiosk Mitte“ – Etablierung von Treffpunkten für Beratung und Selbsthilfe für Arbeits- und Ausbildungssuchende, Verstärkung der Elternarbeit, auch in Bezug auf die Berufsorientierung ihrer Kinder
- Neubau des Olof-Palme-Zentrums - Schaffung von Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, Weiterentwicklung zum „Haus der Begegnung“
- Modellversuche: Stärkung der lokalen Ökonomie durch die Gründung einer Stadtteilgenossenschaft, Förderung des bürgerschaftliches Engagement durch die Gründung der Bürgerstiftung Wedding, Ansiedlung von Kultur in Zusammenarbeit mit Förderband – der „Kulturvorrat“
- Vernetzung der vorhandenen Bildungseinrichtungen: Bildungsverbund Brunnenviertel, Kitaverbund
- Umgestaltung des Vinetaplatzes – Grundstein auch für Bewegungsförderung im öffentlichen Raum
- Brunnenviertel bewegt – Einrichtung eines Bewegungsparcours, Angebote im öffentlichen Raum, Modellprojekt KiezsportLotsin
- Rettung der Gleimoase.
Ausblick
Im Jahr 2015 war das Gebiet ein sehr ruhiges, zentral zur City-Ost gelegenes Wohngebiet. Die Entwicklung der Stadt Berlin in den letzten 10 Jahren und die aufgrund der Eigentumsverhältnisse vergleichsweise stabilen Bestandsmieten sorgen für eine inzwischen geringe Fluktuation und Vollvermietung.
In den letzten Jahren hat das Gebiet mit dem Abbau von zentraler Infrastruktur im Bildungs- und Freizeitbereich (u.a. Wegzug des Diesterweg-Gymnasiums, der Stadtteilbibliothek und der Nahversorgung, temporäre Schließung der Jugendfreizeiteinrichtung) und mit wieder zunehmendem Gewerbeleerstand sowie einer stetig wachsende Anzahl von Wettbüros entlang der Brunnenstraße zu kämpfen.
Dazu kommt die Errichtung von nahezu 1000 Wohnungen mit Nettokaltmieten, die voraussichtlich weit über den Durchschnittsmieten des Gebietes liegen. Für das QM-Team ergeben sich daraus für die nächsten Jahre folgende Aufgaben:
- mittelfristig Organisation des Zusammenwachsens von alten und neuen Nachbarn
- Stärkung des Olof-Palme-Zentrums als Haus der Begegnung für alle Generationen, z.B. über die Errichtung einer Werkstatt für Eigenarbeit
- behutsame Entwicklung des Areals Putbusser Straße inkl. Aufbau einer sozialer Infrastruktur
- Errichtung einer neuen Turnhalle sowie weiterer Klassenräume auf dem Gelände der Vineta-Grundschule
- Erhöhung der Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit
- Grünpflege
- Mitarbeit an einem Entwicklungskonzept für das Gewerbe entlang der Brunnenstraße gemeinsam mit den Eigentümern, um dem wieder zunehmenden Leerstand entgegen zu wirken.
Kontakt
Quartiersmanagement Brunnenstraße
Swinemünder Straße 64
13355 Berlin
Tel.: 030 / 46 06 94 - 50
E-Mail: qm-brunnenstrasse @ list-gmbh.de
Web: www.brunnenviertel-brunnenstrasse.de