Von den Kahlschlagsanierungen zur behutsamen Stadtentwicklung: Die Anfänge und Gründung der L.I.S.T. GmbH

Der Ursprung der L.I.S.T. GmbH Lösungen im Stadtteil – Stadtentwicklungsgesellschaft mbH liegt in den 80er Jahren West-Berlins, in einer Zeit geprägt von einer Vielzahl stadt- und sozialpolitischer Umbrüche . Die Kritik an den flächendeckenden Kahlschlagsanierungen und die Hausbesetzer*innenbewegung erreichten ihren Höhepunkt. Mit den 12 Grundsätzen der behutsamen Stadterneuerung, die 1982 im Rahmen der Vorbereitung der Internationalen Bauausstelleng (IBA) formuliert und vom Berliner Abgeordnetenhaus angenommen wurden, wurde die Wende in der Berliner Stadtentwicklungspolitik vollzogen. Die Beteiligung von Bürger*innen an der Stadtentwicklung und das gemeinsame Entwickeln von baulichen Lösungen wurde als neue Philosophie in der Stadtentwicklungspolitik verankert.

In dieser Zeit wurde die L.I.S.T. gegründet (1989), als Ideenschmiede und Unterstützerin der Hausbesetzer*innenbewerbung in Ihrem Prozess der Legalisierung der besetzen Häuser. Von 1990 bis 2014 begleitete sie als Treuhänderin des Landes Berlin über 70 bauliche Selbsthilfe- und soziale Hausprojekte. Sie unterstützte Initiativen und Projekte bei der Entwicklung nachhaltiger und passgenauer interdisziplinärer Strategien, entwickelte Konzepte für benachteiligte Stadtteile und betreute Baumaßnahmen im Rahmen verschiedener städtebaulicher Förderprogramme. Dies umfasste neben integrierten städtebaulichen Maßnahmen auch beschäftigungswirksame, soziale und jugendpolitische Maßnahmen, welche die oft prekäre Lebenssituation diverser Bewohner*innengruppen langfristig verbesserten. Die L.I.S.T. verfolgte dabei stets den für sie charakteristischen Ansatz ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘.

Aus der Arbeit in der baulichen und sozialen Selbsthilfe, der praktischen Umsetzung zahlreicher Mit- und Selbstverwaltungsmodelle wurde mit Unterstützung der L.I.S.T. 1997 die Wohnungsbaugenossenschaft Habitat e.G. gegründet. Ziel war es, Häuser selber erwerben zu können und sie für Selbsthelfer*innengruppen zu sichern.

 

Segregationstendenzen und Einrichtung der ersten Quartiersmanagements

Die Entwicklungen im wiedervereinten Berlin der 1990er Jahre prägten den Weg der L.I.S.T. entscheidend. Entgegen den Erwartungen von Politik und Investor*innen, erlebte die Stadt eine massive Deindustrialisierung, eine steigende Arbeitslosen- und Armutsrate und eine zunehmende Spekulation mit Immobilien. Die Folge waren wachsende sozialräumliche Polarisierungen und Segregationstendenzen. Während insbesondere die gründerzeitlichen Quartiere in der Ost-Berliner Innenstadt massiv aufgewertet wurden und dort Mietsteigerungen, eine wachsende Zahl von Eigentumswohnungen sowie eine deutliche Veränderung der Bewohner*innenstruktur beobachtet werden konnte, zeichnete sich in anderen Quartieren ein gänzlich anderes Bild. Vor allem die Bevölkerung der ehemaligen Arbeiter*innenquartiere im Westteil der Stadt und den Großwohnsiedlungen erfuhren eine zunehmende Benachteiligung bezüglich ihrer Lebensbedingungen, Erwerbs- und Bildungschancen.

Um diesen Segregationstendenzen entgegenzuwirken, wurde 1999 das Bund-Länder Förderprogramm Soziale Stadt eingerichtet. Mit ihrem ausgeprägten Akteurs- und Quartiersbezug und ihren praktischen Erfahrungen aus der Baulichen Selbshilfe, wurde  die L.I.S.T. Gebietsbeauftragte “der ersten Stunde” und prägte das Verfahren und Ausrichtung des Berliner Quartiersmanagement wesentlich mit. Heute ist die L.I.S.T. die Gebietsbeauftragte von drei Berliner Quartiersmanagements.

 

Die L.I.S.T. GmbH heute

Neben der Entwicklung von benachteiligten Quartieren betreute und begleitete die L.I.S.T. seit der Jahrtausendwende zahlreiche ökologisch orientierte Neubauprojekte, die Entwicklung von Gewerbehöfen und Infrastrukturvorhaben, Schulsanierungen, Verkehrsberuhigung oder die Entwicklung von Grünzügen und anderen öffentlichen Räumen.

Seit nunmehr über 30 Jahren steht die L.I.S.T. GmbH für eine nachhaltige, partizipative und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung. Sie ist eine zentrale Akteurin der Berliner Stadtentwicklungsszene mit einem interdisziplinären Team, das kooperativ und ergebnisorientiert für die Stadt von Morgen arbeitet. Die L.I.S.T. GmbH ist eine vielfach gefragte Expertin in den Bereichen Quartiersentwicklung und Sozialraumorientierung, Partizipation, Projektentwicklung und Projektsteuerung.

 

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für Ihr Engagement und ihre Kompetenzen ist die L.I.S.T. mehrfach ausgezeichnet worden: Preis Soziale Stadt “ Silberdrachenwelten” (2004), Nationaler Preis für Integrierte Stadtentwicklung und Baukultur “Baerwaldbad” (2012) und Nationaler Preis "Blauer Kompass" des Umweltbundesamtes (UBA) für das Projekt "KiezKlima" (2016).

Die L.I.S.T. GmbH ist Mitglied im Netzwerk Immovilien e.V. und im wohnbund e.V. Zudem ist sie Gründungsmitglied des Fachverband Bürgerbeteiligung.

 

Weiterlesen:

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