Mit dem Projekt Integrationswohnstatt, das wir zusammen mit der Wohnungsgenossenschaft Habitat 1997 e.G. durchgeführt haben, verfolgten wir das Ziel, ein kultursensibles Wohnprojekt mit kollektivem Eigentum zu konzipieren und umzusetzen. In Quartieren im Berliner Wedding wurden darum Migrant_innen aktiviert, eine „Interkulturelle Interessengemeinschaft für nachbarschaftliches Wohnen“ zu bilden.

Durch den demographischen Wandel schrumpft die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik während gleichzeitig der Anteil älterer Menschen sowie der von Zuwander_innen aus unterschiedlichen Kulturen ansteigt. Aus dieser Veränderung entstehen neue Handlungsfelder, wie zum Beispiel das Konzept des generationsübergreifenden Wohnens. Konkrete Projekte in diesem Gebiet werden in Berlin vor allem mit relativ gut situierten, gut ausgebildeten, in Deutschland sozialisierten Bürger_innen, die sich gezielt und aktiv über ihre Lebensplanung im Alter Gedanken machen, konzipiert und umgesetzt.

Im Unterschied dazu sind Migrant_innen, insbesondere migrantische Senior_innen so gut wie nicht beteiligt, wenn es um ihre an kulturellen, spezifischen, individuellen Bedürfnissen orientierte Gestaltung von Wohnraum geht. Dabei gewinnen die Wohnung und das Wohnviertel als alltägliche Aufenthaltsorte steigende Bedeutung für die Integration und Lebensqualität von Menschen mit Migrationshintergrund, da sich die Chancen auf Erwerbstätigkeit - bislang ein Hauptfaktor für Integration - für Ausländer_innen in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert haben. Hinzu kommt, dass sich die Lebensplanungen vieler Migrant_innen im Alter in ihr Herkunftsland zurück zu kehren, nicht erfüllen. Sie bleiben in Deutschland und leben oft in Wohngebieten, die für die einheimische sozioökonomisch besser gestellte Bevölkerung nicht mehr attraktiv sind.

Über Interviews und Recherchen in der türkischen und arabischen Community in Berlin Wedding entwickelte die Interessengemeinschaft mit Unterstützung der Quartiersmanagements der L.I.S.T. GmbH eine Info-Broschüre zum Thema „Wohnen im Wedding“ einen türkisch-sprachigen Flyer für ein Wohnprojekt sowie Ideen für ein Finanzierungs- und Förderkonzept, das auch für benachteiligte Haushalte tragfähig ist.

Das Projekt Integrationswohnstatt wurde 2007 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Bundesaktion „Bürger initiieren Nachhaltigkeit“ gefördert.